LUX, ESSLINGEN
Gastronomie und Kinofoyer
Innenarchitektur eines Neubaus 2001 / Renovierung 2025
Ein Projekt über eine lange Zeit begleiten zu dürfen, ist ein Glücksfall. Wie der, nach über zwanzig Jahren sein Erstlingswerk behutsam überarbeiten zu dürfen.
Damals hatte das Kommunale Kino Esslingen den Innenhof einer ehemaligen Fabrik für Bettfedern aus dem 19. Jahrhundert mit Glas überdacht, um ein Foyer mit Gastronomie für den anschließenden Kinosaal zu erhalten. Da allein die Überdachung den Verein vor finanzielle Herausforderungen stellte, wurde der damalige Architekturstudent Jan Schroeter damit beauftragt, mit möglichst einfachen Mitteln den neu entstandenen Innenraum zu gestalten.
Herausfordernd war dabei die Transformation des ehemaligen Außenraums zum Innenraum, die Verbindung der sich ergebenden unterschiedlichen Zonen und die Inszenierung einer multifunktionalen Fläche, die sowohl Kinofoyer, Kneipe, Restaurant oder Veranstaltungshalle sein kann.
Durch einen Pächterwechsel nach über zwanzig Jahren wurde eine Auffrischung der vom Stammpublikum geschätzten Kulturkneipe gewünscht und der Urherber durfte sich mit der Frage beschäftigen, wie man den Zeitgeist der ausgehenden neunziger Jahre behutsam in die Jetztzeit bringt.
Beibehalten wurde die überdimensioniert lange Theke, die verschiedene Bereiche des Raumes verklammert und eine mit Filz bespannte, gefaltete Wand, die den großen Raum optisch faßt und zum Eingang des Kinosaals leitet. Gleichzeitig verstecken sich dahinter alle Einrichtungen, die zum Betrieb erforderlich sind aber dem Gast verborgen bleiben sollen. Die Ablösung aller Einbauten vom eigentlichen Gebäude verweist auf Filmkulissen und ermöglicht flexibel auf verschiedene Anforderungen einzugehen.
Um das Kino auch im Vorraum erfahrbar zu machen, schiebt sich als Weiterführung des Theatervorhangs eine mehrfach unterbrochene, dunkelrote Wand über die Stirnseite des Gebäudes und begleitet als einzige Farbe die übrige Ausstattung, die als Verweis auf den Industriecharakter des Areals aus verzinktem, grau und schwarz lackiertem Stahl sowie rohem Ahornholz besteht.
Um die verschiedenen Besuchergruppen zu lenken, wurde neu eine lange, mobile Sitzbank eingefügt, die den Hauptraum zoniert und die Laufwege des Kinopublikums vom Sitzbereich trennt. Hier sitzen die Gäste beschützt unter einem Dach aus speziell entwickelten Leuchten aus akustisch wirksamem Filz und frei gespannten Hanfseilen, die die Strenge der Dachkonstruktion aufbrechen. So entstehen differenzierte Möglichkeiten, den Raum zu nutzen: Als Kneipengast an der Theke, als Kinobesucher, zum Essen oder zum Cocktail in der Lounge.
JAN SCHROETER architekturstudio
Freier Innenarchitekt und Architekt AKBW BDIA
Martinstraße 45 73728 Esslingen